Windkraft und Photovoltaik: „Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch“ (E.U. von Weizsäcker)

Ernst Ulrich Freiherr von Weizsäcker, ein deutscher Umweltwissenschaftler und SPD-Politiker, der von 1998 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2012 bis 2018 war er Ko-Präsident des Club of Rome war, hat die deutsche, europäische und globale Energiepolitik während mehrerer Jahrzehnte in hohem Maße mitgeprägt. Er ist sehr einflussreich und wirbt für die Sendung „Klima° vor acht“, in welcher wir Bürger täglich zur Hauptsendezeit mit dem Holzhammer auf die Gefahren des menschengemachten Klimawandels und die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen wie Windkraft aufmerksam gemacht werden sollen. Sein nachfolgendes Schreiben antwortet auf meine auf einer anderen Website veröffentlichten „Fragen an den Ehrenpräsidenten des Club of Rome“. Die erste Bemerkung in seiner Antwort bezieht sich auf den Essai „Weltlastenausgleich?“ von Peter Menke-Glückert aus dem Jahre 1975, in dem der Autor unter Bezug auf den zweiten Bericht des Club of Rome sagt, dass „billige Energie und billige Rohstoffe mit ein Hauptgrund für den sorglosen Umgang mit Rohstoffen, die Energieverschwendung und die zunehmende Umweltverschmutzung waren“. Als Ausweg nennt Menke-Glückert „die Erforschung alternativer Energiequellen wie Wasserstoff, Sonnenenergie, geothermische Energie, Produktion von Methangas mit Hilfe von Bakterien aus tierischen und menschlichen Fäkalien usw.“. Windenergie nennt er nicht, obwohl diese Technologie schon bekannt war. Meine Frage an Herrn von Weizsäcker lautete, ob die Politik der Verknappung und Verteuerung, vor allem durch Windkraft, tatsächlich zu einem schonenderen Umgang mit der Natur geführt hat. Die Antwort ist überraschend.

Bevor ich das interessante Schreiben publiziere, möchte ich kurz erläutern, warum ich es tue. In der gegenwärtigen Situation ist der bisherige Widerstand angesichts des äußerst brutalen Vorgehens der jetzigen Bundesregierung, die wie schon ihre Vorgängerin Windkraftgegner und andere Kritiker der Regierungspolitik über ihren Einfluss auf die Kontrollgremien in den öffentlich-rechtlichen Sendern diffamieren lässt, die Rechte der Bürger, vor allem ihre Klagerechte, ebenso wie die Gesetze zum Schutz der Wildtiere sukzessive systematisch beschneidet, nahezu zusammengebrochen. Die Handlungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft werden mehr und mehr reduziert. Uns Bürgern scheint angesichts der Verweigerung des Dialogs durch Politik und Medien und der schrittweisen Aufhebung unserer Rechte als einzige Möglichkeit, eventuell überhaupt noch eine Veränderung zu bewirken, nur die Wahl der AfD zu bleiben. Ich denke jedoch, dass der parteiunabhängige zivile Widerstand gegen eine verfassungswidrige Politik (vgl. Norbert Große Hündfeld: „ZUR VERFASSUNGSWIDRIGKEIT DES ANLAGENBAUS DER WINDINDUSTRIE), an dessen Spitze Jutta Reichardt und Marco Bernardi seit vielen Jahren stehen, wiederbelebt werden muss, damit wir Windkraftgegner nicht für andere Ziele als unsere eigenen, nämlich die Verteidigung der Natur, der Landschaft und der Gesundheit der Bürger gegen eine der Kapitalumverteilung dienende Technologie, instrumentalisiert werden. Hiermit werbe ich für die von Udo Bergfeld vorbereitete deutschlandweite Anti-Windkraft-Demonstration am 1. September 2023 in Darmstadt (Kontaktaufnahme: 25.Jahre-DarmstaedterManifest@gmx.de). Folgende Flugblätter, die weitere Informationen erhalten, können hier geteilt, heruntergeladen, ausgedruckt und verbreitet werden:

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Schreiben des Ehrenpräsidenten des Club of Rome vom 23. Juli 2023

Lieber Herr Sternke,

ich habe Menke-Glückerts Text damals, 1975 überflogen und habe ihm zugestimmt, dass billige Energie und Rohstoffe Grund für den sorglosen Umgang waren. Windenergie war damals noch nicht im Gespräch. Ich wurde 1975 zum Gründungspräsidenten der Universität Kassel gewählt. 1976 habe ich kräftig mitgewirkt, Dr. Werner Kleinkauf als Professor nach Kassel zu berufen, und er wurde die treibende Kraft für „Growian“, die erste große Windkraftanlage. Aber Windenergie war damals pro Kilowattstunde deutlich teurer als Kohle-, Öl-, Gas- und Atomenergie. Mein Vater hat es damals schon gutgeheißen, erneuerbare Energien ernstzunehmen.

Damals konnte man durchaus noch den Einwand haben, dass erneuerbare Energien pro D-Mark mehr ökologische Schäden als Nutzen bringen. Das ist jedoch inzwischen unrichtig. Die ökologischen (und politischen) Schäden der Verbrennung von Fossilenergien, von Kernkraft ganz zu schweigen, wurden ständig größer, die von erneuerbaren Energien wurden (pro DM) immer geringer.

Mein energiepolitisches Interesse wurde seit etwa 1985 weniger der Vergleich verschiedener Energie- und Mineralien, sondern die Nutzungs-Effizienz. Hierfür bin ich weiterhin der Überzeugung, dass Energie- und Mineralienpreise eher teurer als billiger werden sollten. Politisch ist das jedoch sehr unpopulär.

Mit meinem amerikanischen Freund Amory Lovins zusammen schrieb ich schließlich 1994/95 ein Buch mit dem Titel „Faktor Vier: Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch“. Im englischen Original kam es erst 1997 heraus, die deutsche Übersetzung kam schon 1995 heraus und war ein halbes Jahr auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Das Buch wurde ein Bericht an den Club of Rome und wurde in etwa 15 Sprachen übersetzt.

Heute ist (vor allem dank dem EEG) Photovoltaikstrom wesentlich billiger als Kohlestrom und Atomstrom. Windenergie ist teurer als Solarstrom.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst v. Weizsäcker

Meine Antwort

Lieber Herr von Weizsäcker,

ich frage mich, ob wir in vollkommen verschiedenen Welten leben. Gestern schrieb Michael Maier unter der Überschrift „Der Himmel ist nicht rosarot: Habeck legt harte Landung hin“ in der Berliner Zeitung: „Die deutsche Energiepolitik ist gescheitert. Sie gefährdet nun die ganze Wirtschaft.“ Die Energiewende hat Deutschland seit 2011 allmählich in die Rezession geführt und Sie schreiben: „Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch“. Immer mehr Firmen melden Insolvenz an oder denken darüber nach, ins Ausland abzuwandern, wo die Energiepreise günstiger sind. Die WirtschaftsWoche schreibt: „Verarmter Mittelstand versorgt sich bei Tafeln“.

Windkraft und Photovoltaik fressen riesige Flächen und können nicht genug bekommen. 1,4% der Fläche der Bundessrepublik soll bis 2027 für Windenergie bereitstehen und 2% bis 2032. Dazu kommt der Bau von naturzerstörerischen Stromtrassen duch ganz Deutschland. Wie können Sie da von einem halbierten Naturverbrauch sprechen? Hinzu kommen die Photovoltaikflächen. Damit werden nicht nur die Flächen zur Lebensmittelproduktion verknappt, sondern auch die Lebensräume der Wildtiere. Zahlreiche Arten, die auf Freiflächen angewiesen sind, Greifvögel, Zugvögel, Fledermäuse, verlieren ihre Lebensräume nach und nach vollständig. Individuen strenggeschützter Arten werden im Verstoß gegen die Europäische Vogelrichtlinie wahllos und in Mengen getötet. Sie können die Wildtierarten nicht auf kleiner Flamme weiterleben lassen, indem Sie sie in kleinen Beständen erhalten. Bald tritt dann Verinselung ein und sie sterben aufgrund genetischer Degenerierung aus. Die Industrialisierung des strenggeschützten Außenbereichs ist verfassungswidrig und naturzerstörerisch.

Ich fordere Sie höflich auf, die Zerstörung von Natur und Wirtschaft durch die Energiewende zur Kenntnis zu nehmen. „Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch“ mag Ihr Ziel gewesen sein. Aber die Verteuerung und Verknappung der Energie hat nicht zu einem behutsameren Umgang mit der Umwelt geführt. Ich fordere Sie höflich auf, sich mit Ihrem hohen Ansehen dafür einzusetzen, dass die Energiewende auf den Prüfstand gestellt wird und dass eine Technologiefolgenabschätzung, wie sie 2011 bei der Einleitung der Energiewende übersprungen wurde, vorgenommen wird. Auch die Gesundheitsschädigungen durch Windkraft müssen ernsthaft untersucht werden. Es geht nicht an, dass das Umweltbundesamt ausschließlich solche Untersuchungen durchführt, die aufgrund ihres Versuchsaufbaus von Vornherein ausschließen, dass sie zu Erkenntnissen über die Gesundheitsschädigung durch Infraschall führen können.

Bis es zu der unvermeidbaren Abwahl der Energiewende-Parteien (CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne, Linke), deren Politik verfassungswidrig ist, kommt, wird vermutlich noch viel zu viel Zeit verfließen. Bitte helfen Sie mit, Ihre Fehler zu korrigieren und den notwendigen Abbruch der Energiewende herbeizuführen. Der Grundgedanke Ihrer Bemühungen, dass ein effizienter Umgang mit Energie notwendig ist, um die Umwelt zu schonen, ist ohne Zweifel richtig. Aber ist es energieeffizient, wenn fossile Energie vor ihrem Verbrauch erst einmal in Elektroenergie umgewandelt wird, wenn sämtliche Fahrzeuge und sämtliche Heizungen ausgetauscht werden, wenn die alten Geräte recycelt oder sogar nur downcycelt werden müssen, wenn massenhaft Rohstoffe aus fernen Ländern, wo sie oft unter menschenunwürdigen und umweltschädigenden Bedingungen gefördert werden, herbeigeschafft werden müssen und alles Vorhandene noch einmal mit enormem Energieverbrauch bei Transporten und Produktionsverfahren neuproduziert werden muss?

Öffnen Sie bitte die Augen und sehen Sie sich bitte an, was Sie angerichtet haben und weiter anrichten.

Diese Energiewende muss unverzüglich abgebrochen werden!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr René Sternke

Schreiben des Ehrenpräsidenten des Club of Rome vom 24. Juli 2023

Lieber Herr Sternke,

natürlich leben wir in verschiedenen Welten. Das Buch Faktor Vier: Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch wurde 1995 publiziert, und die Firmen einschließlich Mittelstand waren begeistert.

Sie reden davon, dass die Firmen heute (nicht 1995) unter hohen Energiepreisen leiden.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst von Weizsäcker

Meine Antwort

Lieber Herr von Weizsäcker,

ist die Welt von heute denn nicht die Realisierung Ihres Traums von damals? 1995 gab es bereits Windkraftanlagen. Aber sie waren rechtswidrig, denn die Privilegierung von Windkraftanlagen im Außenbereich erfolgte erst 1996. Der darauf und verstärkt nach der Energiewende 2011 einsetzende massive Windkraftausbau hat die Energiepreise hochgetrieben. Die installierte Leistung und die erbrachte Leistung der Anlagen driften immer weiter auseinander. Sie nehmen einander auch den Wind weg, denn Wind ist eine begrenzte Ressource. Die Anlagen sind ineffektiv, weil sie sich nur bei Wind drehen und hier in Vorpommern steht auch bei wehendem Wind stets die Hälfte der Anlagen still. Aber auch wenn die Anlagen stillstehen, erhalten die Betreiber Ausgleichszahlungen und die Flächenbesitzer unvermindert unvorstellbar hohe Pachten. Die Strompreise steigen kontinuierlich und in Mecklenburg-Vorpommern sind sie aufgrund der Netzausbaukosten zur Belohnung für die Anwohner, die den Anlagen körperlich ausgeliefert sind, am höchsten. Die Energiewende hat die Energiepreise in die Höhe getrieben. Heute sind die Firmen und der Mittelstand nicht begeistert. Im Herbst 2022 waren sie es sogar, die die Kundgebungen hier in Mecklenburg-Vorpommern organisiert haben. Aber wird die Umwelt denn nun durch die hochgetriebenen Energiepreise und die sukzessive Industrialisierung des gesamten Naturraums geschont?

Herzliche Grüße

Ihr René Sternke