Versorgungssicherheit verkauft

Wahnsinn BRD: Regiert von Hasardeuren – getrieben von Kamikaze

Daniel Wetzel in WELT.de
„Die Kosten für die Vorhaltung in der Netzreserve sowie für die Umrüstung zum rotierenden Phasenschieber tragen die Netzkunden, da diese Maßnahmen den sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb dienen.“

„Politisch getrieben von Fridays-for-Future-Protesten, hatte sich die Bundesregierung zu einem ambitionierten Kohleausstiegsplan hinreißen lassen“

WELT

Phänomen Dunkelflaute – Der Kohle-Ausstieg hielt nur acht Tage

Stand: 04.03.2021
Von Daniel Wetzel, Wirtschaftsredakteur

So wie Banken in der Finanzkrise ihre faulen Kredite auf Bad Banks abwälzten, um ihre Bilanz aufzupolieren, wurde Uniper mit seinen rund 12.000 Mitarbeitern zur Bad Bank der Energiewende.

Fünf Jahre später präsentiert sich das Unternehmen allerdings überraschend grün und in Topform: Die angebliche „Resterampe“ verkauft anders als erwartet keinen fossilen Ramsch, sondern ein gefragtes Produkt, das im Wert ständig steigt: Versorgungssicherheit.
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Politisch getrieben von Fridays-for-Future-Protesten, hatte sich die Bundesregierung zu einem ambitionierten Kohleausstiegsplan hinreißen lassen: Allein zum 1. Januar 2021 wurden elf Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4,7 Gigawatt abgeschaltet und die Betreiber für das vorzeitige Aus vergütet.
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Wie die Bundesnetzagentur bestätigt, gestaltet sich der Ausstieg aus der Steinkohleverstromung aber auch an anderer Stelle als schwierig. Zwei weitere Anlagen, die zum 1. Januar stillgelegt wurden, müssen wohl auf unbestimmte Zeit in Betrieb bleiben: Der Netzbetreiber Amprion beantragte bei der Bundesbehörde, das Kraftwerk Walsum 9 der Steag und das Kraftwerk Westfalen E der RWE als „systemrelevant“ einzustufen und die Eigentümer zum Weiterbetrieb zu verpflichten.

In diesen Fällen geht es allerdings nicht um die Stromproduktion: Die beiden Kraftwerke verfügen mit ihren Generatoren über große, rotierende Schwungmassen, die „Blindleistung“ zur Frequenzhaltung im Stromnetz bereitstellen. Eine Dienstleistung, die im Zuge der Energiewende mit der stark schwankenden Einspeisung von Wind- und Solarkraft als ausgleichender Faktor dringend benötigt wird.

Je nach Prüfergebnis der Bundesnetzagentur könnte das Kraftwerk Heyden in die sogenannte Netzreserve überführt werden. „Wird eine Anlage für eine Blindleistungsbereitstellung benötigt, erfolgt abhängig von der konkreten Netzsituation am Anlagenstandort eine Umrüstung zum rotierenden Phasenschieber oder die Anlage wird zum spannungsbedingten Redispatch in die Netzreserve überführt“, erklärte die Behörde: „Die Kosten für die Vorhaltung in der Netzreserve sowie für die Umrüstung zum rotierenden Phasenschieber tragen die Netzkunden, da diese Maßnahmen den sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb dienen.“
[…]
Denoch: Dass der Kohleausstieg bereits so früh ins Stottern kommt, hatten die Energiewendeplaner offenbar nicht kommen sehen. Der nächste große Test für die Systemsicherheit folgt Ende dieses Jahres, wenn auf einen Schlag mit Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen C drei der sechs verbliebenen deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden sollen – zusätzlich zu den weiteren Stilllegungen von Kohlekraft: Die Bundesregierung hat bereits Stilllegungsbeihilfen für weitere 1,5 Gigawatt ausgeschrieben.

Alles lesen:
https://www.welt.de/wirtschaft/article227601671/Kohle-Ausstieg-Der-Fehlstart-wird-fuer-Uniper-zum-Geschaeftsmodell.html

Bereits früher von WELT.de thematisiert:

Die sieben Schwächen des deutschen Kohleausstiegs

Veröffentlicht am 30.01.2020
Von Daniel Wetzel, Wirtschaftsredakteur

Leseproben: Deutschland ist zwar nur für zwei Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich – und für null Prozent des globalen CO2-Wachstums der vergangenen Dekade. Dennoch soll mithilfe des Kohleausstiegs der gesamte deutsche CO2-Ausstoß um ein Viertel gesenkt werden.

Anders als in vielen anderen Ländern soll dies ohne Hilfe der fast CO2-freien Kernenergie gelingen, die ebenfalls abgeschaltet wird.
Ob das Vorhaben visionär, mutig, vorbildlich, riskant, tollkühn, wahnsinnig oder schlicht notwendig ist, liegt im Auge des Betrachters
[…]
Zugleich steigt der Strombedarf vieler volkswirtschaftlicher Sektoren. Allein die Umstellung der Stahlproduktion von Kokskohle auf das klimaneutrale Reduktionsmittel Wasserstoff würde fast die gesamte heutige Ökostromproduktion auffressen.

Hinzu kommt die Umstellung des Luft-, Wasser- und Schwerlastverkehrs auf synthetische Kraftstoffe, deren Herstellung bislang ebenfalls auf dem stromintensiven Elektrolyseprozess beruht. Wie der nötige Ökostrom für die Elektrolyse beschafft werden soll, ist unklar.

Im Jahr 2018 betrug der Primärenergieverbrauch Deutschlands 13.000 Petajoule. Die Windkraft lieferte jedoch nur 396 Petajoule, also gerade einmal drei Prozent. Fotovoltaik spielte mit 165 Petajoule eine noch geringere Rolle. Der Plan, die Energieversorgung der größten europäischen Volkswirtschaft fast ausschließlich auf Wind- und Solarkraft aufzubauen, erscheint daher gewagt.

Gaskraftwerke dürften vorerst stärker ausgelastet werden, allerdings machen Umweltverbände und Klimapolitiker inzwischen auch schon gegen die Nutzung von Erdgas mobil. Ob die Versorgung durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden kann, ist wegen der dort ebenfalls sinkenden Kapazitäten offen. Das Vorhaben, Kohle- und Atomkraftwerke abzuschalten, bevor der Ersatz gesichert ist, gleicht einem Flugzeug, das abhebt, obwohl noch keine Landebahn existiert.
[…] Allerdings halten nach einer Umfrage des Weltenergierats nur elf Prozent der befragten Experten in Europa die deutsche Energiewende für ein Vorbild, mehr als 50 Prozent tun dies ausdrücklich nicht. Insbesondere die hohen Kosten von geschätzt 50 Milliarden Euro für den Kohleausstieg, die zusätzlich zu den Ökostrom-Beihilfen von jährlich rund 25 Milliarden Euro anfallen, dürften kaum Nachahmer ermuntern.Hinzu kommen die höchsten Strompreise Europas und erhebliche Unsicherheiten für industrielle Planungen.
[…] So wird die Empfehlung, die Kohlekraft „möglichst stetig“ außer Betrieb zu nehmen, von Klimaschützern heute als unverhandelbarer Imperativ behandelt. Die Tatsache, dass die Mehrzahl der Braunkohlekraftwerke erst nach 2028 stillgelegt werden soll, wird von ihnen entsprechend als Bruch des gesellschaftlichen Kohlekompromisses interpretiert.

Auch galt für das bereits gebaute, aber noch nicht ans Netz angeschlossene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 die ungenaue Empfehlung der Kohlekommission, eine Einigung mit dem Betreiber Uniper anzustreben. Umweltpolitiker und -verbände interpretieren die Formulierung heute jedoch so, als hätte die Kohlekommission praktisch ein Verbot der Inbetriebnahme empfohlen.

Die Bundesregierung hat jedoch entschieden, das hochmoderne Kraftwerk in Betrieb zu nehmen, weil auf den Steuerzahler sonst rund eine Milliarde Euro Kompensationsforderungen zukommen würden. Die Emissionen des Kraftwerks sollen durch die Stilllegung älterer Meiler ausgeglichen werden. Dessen ungeachtet soll das „Symbol“ Datteln 4 künftig im Zentrum neuer Klimaproteste stehen. Eine gesellschaftliche Befriedung durch den Kohleausstieg scheint es daher erst einmal nicht zu geben.

https://www.welt.de/wirtschaft/plus205451993/Energiewende-Die-Schwaechen-des-Kohleausstiegsgesetzes.html?

Mehr zum bundesdeutschen Wahnsinn?
https://www.welt.de/wirtschaft/plus224119672/Energiewende-In-Deutschland-wird-der-Strom-knapp.html
und
https://www.welt.de/wirtschaft/plus223041006/Energiewende-Warum-20-Jahre-Windkraft-Subventionen-nicht-genug-sind.html

Aus Angst vor dem Ökostrom-Knick versinkt Deutschland in der „Dauersubvention“

Veröffentlicht am 23.12.2020
Von Daniel Wetzel

„Warum können sich erneuerbare Energien nach 20 Jahren noch immer nicht ohne Beihilfen am Markt halten?
Grünen-Politikern, die sich vorbehaltlos für die weitere EEG-Förderung starkgemacht hatten, stellte sich diese Frage nicht, oder jedenfalls nicht öffentlich.“

Politiker mit einem Hang zur Marktwirtschaft haben mit dem weiteren Bemühen der Beihilfen gleichwohl ein Problem. „Leider haben beim EEG die Lobbyinteressen über die Vernunft gesiegt“, kritisiert Lukas Köhler, klimapolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.„Anlagen auch nach 20 Jahren noch weiter zu fördern, ist nichts weiter als der Einstieg in die langfristige Dauersubventionierung und damit die endgültige Pervertierung der sozialen Marktwirtschaft“, so Köhler weiter.Viele Betreiber hätten es ja mittlerweile geschafft, langfristige Abnehmer für ihren in alten Anlagen produzierten Strom zu finden, so Köhler: „Wer aber ein Produkt anbietet, für das er keinen Käufer findet, darf dafür nicht auch noch mit Subventionen belohnt werden.“„Der aktuelle Markt ist von strukturellen Verzerrungen geprägt“

Nach Zählung des Entsorgungsfachbetriebs Hagedorn sind es rund 5200 Windräder, die damit 2021 aus der EEG-Vergütung fallen. Bis 2025 sind es weitere 8000 Anlagen, der Leistungsabbau beträgt dann 16.000 Megawatt.

Nach einer Studie des Umweltbundesamtes dürften bei vielen Betreibern, die ihre Anlagen abbauen müssen, Finanzierungslücken auftreten. Grund dafür sind etwa Preisschwankungen am Markt für Recyclingmaterialien wie Stahl, Beton, Kupfer und Seltene Erden.

Herr wirf Hirn vom Himmel!

Ein Kommentar

  1. eigentlich könnten alle es wissen, all die Zeitungsartikel sind ja – noch – frei zugänglich. Aber wenn ich im persönlichen Umfeld mit Freunden und Verwandten das Thema zur Sprache bringe, ist eine häufige Reaktion: Was hat er jetzt wieder für einen Lieblingsaufreger?
    Na ja, lieber Albrecht, vielleicht hast Du ja recht. Aber wir müssen doch die Energiewende schaffen. Oder bist Du etwa ein klimaleugner?
    Irgendwann mal hat man es satt, immer wieder die gleichen eigentlich unabweisbaren Tatsachen zu wiedeholen. Der Strom kommt eben aus der Steckdose. und Irgendwann resigniert man und sagt sich:
    wer nicht hören will, muss fühlen

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