Unsinn gegen Sinn – Ingrid Nestle erklärt die Energiewende

von Roger Letsch

„In Strategiepapieren speichert man leider nur Hirngespinste, jedoch keine Energie!“

Hier eine Kostprobe für einen robusten Magen aus dem Text von Roger Letsch:

„„Wir haben heute mehr Speicher in Deutschland, als wir brauchen können. Tatsächlich ist es schwierig, die bestehenden Pumpspeicher im Markt zu halten“ (Kompletter Blödsinn! Das Geschäftsmodell von Pumpspeichern funktioniert in der Energiewende nicht mehr und die Kraftwerke werden deshalb zu permanenten Subventionsobjekten, weil sie nur als volatiler Angebots-Lückenbüßer bei gleichbleibenden Betriebskosten in Frage kommen. Jeder Bäcker, der jeden Tag Teig vorbereitet, aber nur backen darf, wenn dem Biobäcker von nebenan gerade das Mehl ausgeht, ist nach einem Monat Pleite.)

„Und es gibt Flexibilitäten. Und ich glaube wir müssen anfangen es umzubenennen in virtuelle Speicher, weil es gibt ganz ganz viele Technologien, die können genau das, was Speicher machen. Trimet Aluminium, konkretes Beispiel, die können ihre Produktion um 48 Stunden verschieben und speichern damit so viel wie zwei mittlere Pumpspeicher“ (Auch das ist Kokolores, denn gespeichert wird da gar nichts, stattdessen wird die Produktion verschoben, wofür man sich als Abwurflast natürlich bezahlen lässt. In diesen 48 Stunden produziert Trimet auch kein Aluminium, sondern lediglich „virtuell Strom“, während der echte anderswo verwendet wird. Im umgekehrten Fall kann Trimet die Anlage übrigens nicht doppelt so schnell laufen lassen, falls mal besonders viel Strom „virtuell gespeichert“ werden soll. Wie die volatile Energieträger Sonne und Wind, deren Verfügbarkeit und Last nicht nur im Stunden- oder Tagesbereich schwanken, sondern ganz erheblich jahreszeitlich, überhaupt zum Geschäft einer Aluminiumhütte beitragen soll, lächelt Ingrid Nestle einfach weg. Die Kunden von Trimet werden sich kaum mit Geld abspeisen lassen, wenn sie doch eigentlich Aluminium kaufen wollen. Man kauft kein Metall bei „virtuellen Kraftwerken“. Oder, um einen alten Flottenspruch über Willhelmzwo leicht abzuwandeln: Und während Island schon Alu raushaut, hat Trimet noch an der Energiewende gebaut.

Dann wird es richtig absurd. Nestle wirft Sinn vor, er griffe sich immer nur eine einzige technische Möglichkeit heraus, um zu beweisen, dass diese nicht funktioniert. Das gerade machte Sinn in seiner Rechnung aber nicht. Er bezog ausdrücklich all das mit ein, was Ingrid Nestle euphemistisch als „ganz ganz viele Technologien“ bezeichnete. In der Rechnung verschiebt und glättet Sinn den Bedarf, sogar um Monate, nicht nur um 48 Stunden. Er unterstellt sogar, dass alle Verbraucher das immer so tun könnten! Er nimmt auch ideale Speicher ohne Verluste an. Er bezieht für den Speicherbedarf ganz Europa mit ein…es reicht dennoch nicht. Nicht mal für die Energiewende der Stromversorgung. Von anderen Sektoren, dem Verkehr, der Landwirtschaft, der Wärmeversorgung und industriellen Prozessen ganz zu schweigen! Wie weit soll man als Ökonom den Grünen denn noch ideale mathematische Brücken bauen, bis sie es begreifen?“

In der Phoenix-Sendung „Unter den Linden“ und im Gespräch mit der Sprecherin der Grünen im Bundestag in Sachen Energiewirtschaft, Ingrid Nestle, wird das sehr klar. Ich muss Sie warnen, liebe Leser. Diese Sendung ist nicht leicht zu ertragen und ich muss Professor Sinn für seinen Langmut den Orden „Flohzirkusdirektor erster Klasse“ verleihen. Der Text, der nun folgt, fordert Ihren Langmut.

Phönix:  Unter den Linden – Prof. Sinn versus Frau Nestle /Grüne

„Die Energiewende – ökologisch notwendig, ökonomisch gefährlich?“ vom 25.11.19