Die Windtollwut ist noch nicht vorbei – auch nicht in Dänemark

von Greta Gallandy-Jakobsen

Immer wieder hoffen deutsche Windkraftgegner, dass die Bedingungen für Anwohner ausgerechnet in Vestas‘ Windland Dänemark besser sei als in der Bundesrepublik.

Da seien ja die tollen Entschädigungen für Anwohner und die festen Abstandsregeln für alle Kommunen. Vier Mal die Höhe bis zur Spitze des Rotorblattes. Bei 150 m hohen Windkraftanlagen ergibt das 600 m.

Und dann: Haben die Dänen eigentlich nicht komplett damit aufgehört, Windkraftanlagen in die Landschaft zu bauen?

Das war einmal.
Ja, es gab eine beeindruckende Flaute, als die Gesundheitsuntersuchung der Kræftens Bekæmpelse (Krebsbekämpfung) noch lief und viele Kommunen die Ergebnisse abwarten wollten.

Aber das Blatt hat sich gewendet. Nun ist wieder eine sozialdemokratisch gelenkte Regierung am Ruder. Und Ministerpräsidentin Mette Frederiksen meint es unerbittlich ernst mit ihrem Versprechen, Dänemark „wieder zu einer grünen Großmacht“ werden zu lassen.

Es geht um 70 % CO2 Reduktion bis zum Jahr 2030 und die grüne Energie. Aber genau gesagt, geht es in erster Linie um Windmaschinen, die ja nur dann drehen, wenn der Wind es will, aber die sich wie warme Semmeln verkaufen lassen. Es geht um den Konzern Vestas und die unerhört machtvolle Windindustrie, der nicht nur dänische Politiker ganz zahm und zutraulich aus der Hand fressen. Klimarettung – Windräder.
Die Stadtbevölkerung ist überzeugt, dass Windräder die Lösung aller Probleme sind und wählt genau diese Politiker.

Die allerneueste politische Entwicklung geht darauf hinaus, dass Dänemark aktuell gerade nicht als Vollskala-Laboratorium (Vestas – Ditlev Engel 2011) bezeichnet wird, sondern als „Schaufenster“ für die Windindustrie. Die Windlobby verlangt von der Politik „moderne Windräder“, die keinen Restriktionen unterliegen, was die Höhe betrifft. 150 m, das waren bisher die höchsten Modelle für Windräder in den Landkommunen, aber bald soll die Höhe für alle Modelle freigegeben werden.

Der Hintergedanke: Geht ja gar nicht, dass man allen anderen Ländern diese gigantischen Wundermaschinen verkauft und sie selber nicht in Dänemark laufen hat. Ist ja peinlich oder auch nicht so vertrauenerweckend. Sind die vielleicht doch gefährlich? So könnten die internationalen Kunden vielleicht denken. Deshalb soll sich die Gesetzeslage auf Wunsch der Lobby ändern.

Aber die dänische Landbevölkerung mag einfach keine Windmaschinen in ihrer Kommune: Gleich auf den ersten Blick sind die Apparate nur hässlich und irritierend mit ihrer Unruhe und ihren erschreckenden Dimensionen. Sie ruinieren die schönsten Landschaften und sind schlimmer als Schornsteine und Hochspannungsmasten, weil sie auch noch um sich schlagen. Dazu machen sie Lärm und stören das Blickfeld bei Tag und Nacht mit Schattenschlag und Blinklichtern.

Dazu kommt all das andere. Der Schaden an Menschen und Natur, die Geheimhaltung von Dokumenten und Plänen, die finanzielle Undurchsichtigkeit und die mangelnde Verlässlichkeit der wetterabhängigen Maschinen.

Dass die deutliche Ablehnung der Bürger von Windkraftanlagen zu massiven Problemen beim Ausbau mit „erneuerbarer“ Energie führt, versteht sich von selbst. Projekte werden verzögert oder verhindert. Die Anwohner schließen sich zusammen, finden Gleichgesinnte auf Facebook und organisieren sich zu wirksamen Protesten. Das ist teuer und riskant für die Projektierer.

Wie bereits früher auf windwahn.de beschrieben, hatte das Projekt wind2050.dk das Ziel, ein brauchbares Rezept gegen störrische Anwohner zu ermitteln. Der einfachste Vorschlag war dann „gulerod og pisk“, Karotte und Peitsche, wobei es um die primitive Strategie von Belohnung und Strafe der eigenen Landsleute geht.

Die Regierung hat sich vorerst für die Belohnung entschieden, aber die Sanktionen könnten vielleicht in vier Jahren kommen. Dann soll die Initiative evaluiert werden.

Zurück zu den Karotten. Die Belohnungskarotten für Anwohner kann man getrost mit den ganz kleinen runden Dingerchen vergleichen, die man früher in Dosen mit Erbsengemüse finden konnte.

Die Regierung bietet zukünftigen Anwohnern von Windkraftanlagen nämlich einen jährlichen Betrag von 5.000 dänischen Kronen an. Das sind 662,24 €, was 55,18 € im Monat ergibt.

Die Summe muss man sich dann für einen Haushalt von vier Personen vorstellen, was dann 167,31 € pro Kopf ergibt, 13,94 € pro Monat. Dafür soll die Familie sich mit schlaflosen Nächten, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindelgefühlen, Herzrasen, Nasenbluten und Depressionen abfinden.

Alternativ kann die Familie sich jedoch dazu entschließen, Haus und Hof und evtl. Betrieb an den Betreiber der stählernen Folterknechte zu verkaufen. Den Preis bewertet eine staatliche Behörde, kein unabhängiger Makler. Es gibt keine Alternative, keiner anderer wird das Haus haben wollen.

So zerstört man die Lebensgemeinschaft in einer ländlichen Kommune. Wenn die ersten Häuser dann abgerissen sind, werden weitere folgen. Die Verödung von menschenverlassenen Landschaften kennt man bereits in norddeutschen Regionen.

Wer immer noch glaubt, dass Dänemark und Deutschland die Länder der Welt mittels gigantischer Windmaschinen vor der „katastrophalen globalen Erhitzung“ retten können, sollte sich einen Blick auf diesen Link gönnen:


Finde Dänemark, finde Deutschland: Demut ist eine hübsche Eigenschaft.

G. G-J.
DK, 29.11.2019

Lesen Sie dazu auch: https://www.windwahn.com/2019/12/02/dk-kleingeld-recht-auf-rauskauf-und-4xh-abstand-fuer-kuenftige-wea-anwohner/