Das 4.600-Milliarden-Fiasko

Wissenschaftler entlarven desaströse Zukunft „dank“ Energiewende

Weltwoche

Essay der Woche: Energiewende

Eine hochkarätige und politisch unverdächtige Studie entlarvt den süssen Traum der Energiewende als ökonomischen und ökologischen Albtraum.
Doch was nicht sein darf, kann nicht sein.

15.05.2019
Von Fritz Vahrenholt
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Da lohnt es sich, die Studie des Akademieprojektes «Energiesysteme der Zukunft» der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in die Hand zu nehmen. Die vom Bund finanzierte und von zwei Dutzend der besten Professoren Deutschlands verfasste Untersuchung setzt sich auf 163 Seiten mit der Umsetzbarkeit und den Kosten der sogenannten Energiewende auseinander. Die Erkenntnisse erscheinen deprimierend.

Nachdenken verboten
Man könnte sich vorweg fragen, wieso der gesammelte technische Sachverstand unserer deutschen Akademien die Zukunft unserer Energieversorgung im Wesentlichen allein auf zwei Technologien (Windkraft und Fotovoltaik) stützen will. Offenbar verbietet es der Mainstream, über Alternativen – Kernfusion, inhärent sichere Kernenergie ohne langlebige Rückstände wie beim Dual Fluid Reaktor, CO2-freie Kohlenutzung (carbon sequestration) – auch nur nachzudenken. Vom Risiko der Alternativlosigkeit ist leider keine Rede. Es lohnt sich trotzdem in die Studie reinzuschauen, um zu erahnen, was uns bevorsteht.
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Da man sich nur auf Fotovoltaik und Windkraft versteift hat, kommt die Studie zum Schluss: «Die installierte Leistung an Windkraft und Fotovoltaik müsste in diesem Fall (bei gleichbleibendem Energieverbrauch) gegenüber heute versiebenfacht werden.»

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Eine Versiebenfachung bei der Windenergie würde selbst bei Verdopplung der Kapazität der einzelnen Generatoren die deutsche Landschaft radikal verändern. Verteilt in einem Netz übers ganze Land, käme alle 1,5 Kilometer eine 200 Meter hohe Windmühle zu stehen. Man sollte sich das plastisch vorstellen.

Der süsse Traum der sanften Wende entpuppt sich bei genauer Betrachtung als ökologischer Albtraum. Weiter lässt die Studie auch wirtschaftliche und soziale Abgründe erahnen, auf die wir frohen Mutes zusteuern.
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Licht oder Wärme, das ist die Frage
Ebenfalls ernüchternd ist die Erkenntnis, dass Batterien nur als Kurzzeitspeicher dienen können. Voraussetzung für Langzeitspeicher wäre die erfolgreiche Entwicklung von «Power-to-Gas», also die Umwandlung von Windstrom per Elektrolyse in Wasserstoff oder gar Methan. Das ist zwar heute noch absurd teuer, aber wir werden das schon schaffen, vielleicht, irgendwann und irgendwie
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Will sagen: Licht oder warme Heizung, das ist dann die Frage. Das Auto bleibt bei der Dunkelflaute sowieso zu Hause stehen.
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Und gratis ist die schöne neue Welt von Greta, Annalena und Robert leider auch nicht zu haben. Hier kann einem beim Blick in den Abgrund richtig schwindlig werden. Die Autoren setzen 60 Prozent CO2-Minderung voraus, die ja bis 2030 erreicht werden soll (Seite 116 der Studie, Grafik 35). Das heutige Energieversorgungssystem kostet pro Jahr 250 Milliarden Euro. Will man das CO2-Zwischenziel in den nächsten zehn Jahren erreichen, kostet das 1500 Milliarden zusätzlich. Bei einer Erhöhung auf 75 Prozent CO2-Minderung rechnen die Autoren mit weiteren 800 Milliarden, bei einer solchen auf 85 Prozent mit weiteren 1000 Milliarden. Für die Steigerung von 85 auf 90 Prozent CO2-Minderung bis ins Jahr 2050 wären noch weitere 1300 Milliarden fällig. Alles zusammen ergäbe dann das hübsche Sümmchen von 4600 Milliarden Euro.
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Diese drei Sektoren, die bislang von verschiedenen Energieträgern (Kohle, Erdgas, Erdöl, Kernenergie) geprägt waren, sollen im Wesentlichen von einem einzigen Energieträger abhängig gemacht werden: Strom, gespeist aus Wind und Sonne. In der Privatwirtschaft würde man von einem verantwortungslosen Klumpenrisiko reden. Wind und Sonne entscheiden, wann wir unser Auto bewegen können, wie viel Wärme wir im Winter nutzen dürfen und wann das Licht angeschaltet werden kann. Das nennt man einen nachhaltigen Kurzschluss.

Die Studie «Energiesysteme der Zukunft» kann hier heruntergeladen werden:

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt hat in Chemie promoviert und ist Honorarprofessor an der Universität Hamburg und Vorstand der Deutschen Wildtierstiftung.
Als Vertreter der SPD war er Umweltsenator in Hamburg (1991 bis 1997).

Unbedingt alles lesen:

2 Kommentare

  1. Auf einer Veranstaltung über „Alternative Antriebsenergie“ für Automobilität sind die Konzepte für Wasserstoff, Methanol, synthetische Kraftstoffe u. E-Batterien vorgestellt worden. Als Energieträger zur Stromerzeugung wurden ausschließlich Wind, Solar u. Biogas benannt. Auf Rückfrage zum Einsatz von Fossilen und Kernkraft wurde darauf verwiesen, dass das Forschungs-ministerium diese nicht mehr als Energieträger führt. Das heißt Forschungs-und Technologieverbot und daran halten sich Prof., soweit sie abhängig von Staatsgeldern sind. Bei Zubau von über Hunderttausend WEA ist Strom und Mobilität ein Luxusgut, die Natur ist Industrielandschaft und die Bewohner zwischen Windanlagen können sich evakuieren oder leiden.

  2. Dr. Dieter Hoffmannn hat in seinem neuen Essai „Des Kaisers neue Windkraftanlagen“ (https://rotherbaron.com/2019/10/14/des-kaisers-neue-windkraftanlagen/) den Windkraftausbau mit Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ verglichen. Er schreibt: „Bislang fehlt in der Wirklichkeit das Happy End.“ Ich habe mir daraufhin das Märchen noch einmal durchgelesen. Wie im Leben gibt es auch im Märchen kein Happy End, denn nach der Entdeckung der Nacktheit des Kaisers geht es noch weiter: „Das ergriff den Kaiser, denn es schien ihm, sie hätten Recht; aber er dachte bei sich: ‚Nun muss ich die Prozession aushalten.‘ Und die Kammerherren gingen noch straffer und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.“ Ich glaube, dass wir schon eine ganze Weile in der Phase angekommen sind, in der der Kaiser die Prozession aushält und die Kammerherren, die ihm die nichtvorhandene Schleppe nachtragen, noch straffer voranschreiten. Danach passiert in dem Märchen leider nichts mehr, es geht nicht zu Ende.

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