Widersprüche der deutschen Klimapolitik

MONTAG, 23.07.2018
F.A.Z. – WIRTSCHAFT

Hohe Subventionen für grüne Energien und hohe Strompreise: Und dennoch sinken die CO2-Emissionen kaum. Deutschlands Energiewende ist teuer – und klimapolitisch eher wirkungslos. Von Joachim Weimann

Als Weltmeister sind wir entthront, aber seit kurzem sind wir immerhin Europameister. Nur leider nicht im Fußball, sondern beim Strompreis. Da haben wir die bisher führenden Dänen jetzt auch noch abgehängt, der deutsche Strompreis liegt um etwa die Hälfte über dem EU-Durchschnitt.

 Deutsche Klimapolitiker werden das mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen und als Beleg dafür werten, dass unsere nun mal sehr ambitionierte Klimapolitik eben ihren Preis hat. Gerade erst wurde wieder verkündet, dass die erneuerbaren Energien jetzt zusammen über ein Drittel der Stromerzeugung leisten. Auch die Umweltministerin findet, dass wir bei den Erneuerbaren schon viel erreicht haben. Schade nur, dass die CO2-Emissionen – um die es ja schließlich geht – nicht so recht sinken wollen. Zwischen 2005 und 2016 sind sie bei den energiebedingten Emissionen gerade mal um 7,2 Prozent zurückgegangen. Angesichts von etwa 25 Milliarden Euro, die der Ausbau der Erneuerbaren zuletzt jährlich allein über die Umlage des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) gekostet hat, ein äußerst mageres Ergebnis.

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Die Kosten der Emissionsreduktion haben in der deutschen Klimapolitik aber nie eine wichtige Rolle gespielt. Dabei ist die Forderung, kosteneffiziente Politik zu machen, im Kern eine sehr „grüne“ Forderung. Sie bedeutet, dass mit den Ressourcen, die für den Klimaschutz eingesetzt werden, möglichst viel CO2 einzusparen ist, weil die kostengünstigsten Vermeidungstechnologien eingesetzt werden. Die Notwendigkeit, Klimapolitik kosteneffizient zu betreiben, wird in Deutschland genauso ignoriert wie die Tatsache, dass sich deutsche Klimapolitik im Kontext der EU abspielt und es deshalb auf die europäischen Emissionsziele ankommt und nicht die deutschen. Was nützen CO2-Einsparungen in Deutschland, wenn diese beispielsweise in Polen zu höheren Emissionen führen?
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Um endlich vorzeigbare Erfolge bei der CO2-Einsparung vorweisen zu können, plant die Bundesregierung den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Auch das wird die europäischen Emissionsmengen genauso wenig verändern wie Hunderte Windkraftanlagen im Odenwald oder anderswo. Zumal wir nach dem Atom- und dem Kohleausstieg Atomstrom und Kohlestrom in erheblichem Umfang werden importieren müssen. Deutsche Politiker sind mehrheitlich überzeugte Europäer. Aber deutsche Klimapolitiker denken offenbar wie Nationalisten. Über die Grenzen Deutschlands hinauszudenken ist nicht ihre Sache. Das ist der vielleicht größte Widerspruch in der deutschen Klimapolitik.

Prof. Dr. Joachim Weimann hat den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Universität Magdeburg.

Alles lesen:
http://plus.faz.net/faz-plus/wirtschaft/2018-07-23/ec9264e1c3267670f4e44f055c4d26d1?GEPC=s9

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bizz energy

Onshore-Windenergie
28.09.2017

XXL-WEA im Vormarsch: 240 m hoch – Rotordurchmesser 158 – Infra- und Körperschall-Output??

Weitere Artikel von und mit Prof. Weimann:

Prof. Weimann schrieb auch den bemerkenswerten Artikel „Der verschiegene Protest“, in dem er mit dem Wunschtraum der Windkraftlobby aufräumt, es gäbe keinen Widerstand gegen WEA, denn alle Deutschen würden sie lieben und akzeptieren – überall, sogar vor ihrer Haustür und im Wald.

Wer den Artikel noch nicht kennt: unbedingt lesen!

Der verschwiegene Protest