Forscher Prof. Vahl: „Der lautlose Lärm des Infraschalls wirkt wie ein Störsender fürs Herz.“
Allgemeine Zeitung
Nachrichten Mainz
05.03.2018
Windkraft – Störsender fürs Herz:
Mainzer Forscher untersuchen Folgen des Infraschalls
Von Michael Bermeitinger
MAINZ – Noch hält die Windkraft-Euphorie in Politik und Industrie an, aber bei Anwohnern ist diese Energiegewinnung höchst umstritten. Landschaftszerstörung ist ein Aspekt, aber auch die Schädlichkeit des nicht hörbaren Infraschall. Und hier gibt es immer mehr Unterstützung aus der Forschung. So sorgte eine Arbeitsgruppe der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Unimedizin beim Kongress der Fachgesellschaft für Aufsehen mit ihrer Forschung über die Beeinträchtigung des Herzmuskels durch Infraschall. Wir sprachen mit dem Initiator der Arbeit, HTG-Direktor Professor Christian-Friedrich Vahl.
Leseproben:
AZ: Herr Professor Vahl, wie kamen Sie darauf, sich mit diesem Thema zu beschäftigen?
„Ein Freund von mir, der Künstler Cyrus Overbeck, hatte in Ostfriesland ein Haus ganz in der Nähe eines großen Windparks. Und er klagte zunehmend über Konzentrations- und Schlafstörungen – Symptome, wie sie überall in der Welt in der Nähe von Windkraftanlagen geschildert werden.“
AZ: Und der Zusammenhang von Schall und Herzerkrankungen?
Die Auswirkungen des hörbaren Schalls werden ja von der Arbeitsgruppe um Professor Münzel in beispielgebender Weise erforscht. Ich selbst habe in der Physiologie Hamburg die Auswirkungen hochfrequenter Schwingungen auf die Kraftentwicklung von Muskeln untersucht. Die Vermutung, dass auch nicht hörbarer Schall, also Infraschall, Auswirkungen auf Gefäße hat, ist auch nicht neu.
AZ: Welcher Art sind diese Auswirkungen?
„Wenn die Aortenklappe, die den Blutstrom vom Herzen zum Körper regelt, verkalkt und damit verengt ist, ändert sich der Blutstrom und damit das Strömgeräusch. So wird etwa diskutiert, ob dieser veränderte Schall an der Entstehung gefährlicher Aussackungen nach Einengungen beteiligt ist.“
AZ: Was ist denn überhaupt Infraschall und wie wirkt er?
Der hörbare Schall reicht von 20 bis 20 000 Hertz, unter 20 Hz ist er nicht mehr durch das Gehör, allerdings bei hohem Schalldruck körperlich wahrnehmbar – unter Umständen mit entsprechenden Folgen. Windkraftanlagen wandeln 40 Prozent in Energie und 60 Prozent in Infraschall um.
AZ: Es gibt aber Lärmschutz…
Infraschall hat eine große Reichweite und wird weder durch Fenster noch durch Mauerwerk gedämpft. Man bräuchte schon 30 Meter hohe und acht Meter dicke Mauern, um sich vor üblichen Infraschallfrequenzen zu schützen. Und durch immer höhere Windanlagen von bis zu 200 Metern mit steigender Leistung wird natürlich auch die Infraschall-Belastung höher.
AZ: Welche Frage haben Sie sich beim Infraschall gestellt?
Wir wollten einfach qualitativ wissen, ob die direkte Applikation von Infraschall auf das Herzmuskelgewebe Auswirkung auf die Kraftentwicklung hat.
[…]
AZ: Und welchen Effekt hatte nun der Infraschall?
Zum gegebenen Zeitpunkt kann man sicher sagen, daß Infraschall unter den Messbedingungen die vom isolierten Herzmuskel entwickelte Kraft vermindert, unter bestimmten Bedingungen geht bis zu 20 Prozent verloren. Die grundsätzliche Frage, ob der Infraschall Auswirkungen auf den Herzmuskel haben kann, ist damit beantwortet.
AZ: Wie geht es weiter?
Der nächste Schritt sind natürlich Messungen am lebenden Präparat.
AZ: Welchen Schluss ziehen Sie aus den bisherigen Ergebnissen?
Wir stehen ganz am Anfang, können uns aber vorstellen, dass durch dauerhafte Einwirkung von Infraschall gesundheitliche Probleme entstehen. Der lautlose Lärm des Infraschalls wirkt ja wie ein Störsender fürs Herz.
ARBEITSGRUPPE INFRASCHALL
Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG) der Universitätsmedizin Mainz:
Dr. Rayan Chaban – Dr. Ahmed Ghazy – Hazem El Beyrouti – Dr. Katja Buschmann – Dr. Lena Brendel – Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/stoersender-fuers-herz-muskel-verliert-an-kraft-forscher-der-mainzer-herzchirurgie-untersuchen-folgen-des-infraschalls-durch-windkraftanlagen_18566513.htm
Mit Dank für die Info an Birgit aus HE und Jack aus BY!
Auch Dr. Nuno Castelo Branco und Prof. Mariana Alves-Pereira von der Lusofóna Universität Lissabon, die seit 1980 bis heute zur Vibroakustischen Krankheit (VAD) forschen, haben sich u.a. mit den Veränderungen am Herzen beschäftigt und z.B. Herzwand- und Gefäßverdickungen durch Collagenzunahme unter dem Einfluß der Beschallung mit Infra und tieffrequentem Schall belegt: https://www.nhmrc.gov.au/_files_nhmrc/file/media/events/windfarms_science_forum_mariana_alves_pereira.pdf
Ergebnis ihrer pathologischen Untersuchungen – siehe auch Seite 13 bis 20 der PPP:
„Characterized by the abnormal production of organized collagen.
•Can be preliminarily assessed with echo-imaging techniques.
• Develops over years of exposure to LFN.
• Has been identified in several occupational groups (aeronautical, heavy industry, factories)
• Has been identified in several environmental settings, such as in LFN-rich homes“
Berichte betroffener Anwohner von schallimmittierenden Anlagen enthalten vielfach Hinweise auf Erkrankungen des Herzens.
Leider haben wir bisher noch keine Veröffentlichung zum konkreten Ablauf der Untersuchungen der Arbeitsgruppe der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Unimedizin Mainz gefunden. Hierzu sollte man Prof. Vahl kontaktieren: http://www.unimedizin-mainz.de/htg/informationen-fuer-patienten-und-klinische-partner/mitarbeiter.html
In der Hoffnung, dass Professor Vahl nicht, wie so viele vor ihm, von politischen und Lobbykräften unter Druck gesetzt wird und sich genötigt sieht, seine Forschungsergebnisse im wirtschaftlichen Interesse der ILFN-Lobby öffentlich zu relativieren….
Mit Dank an die Forscher um Prof. Vahl im Namen aller weltweit betroffenen Schallerkrankten!
JR
Gute Besserung!
Leider findet man die Behauptung, die von Windrädern nicht in mechanisch nutzbare Arbeit umgesetzte Strömungsenergie werde vollständig in Schallenergie umgewandelt, häufig in sonst beachtenswerten Untersuchungen. Nicht für die Erzeugung von Infraschall, sondern für den Abtransport der ankommenden Luftmassen wird diese „Restenergie“ benötigt. A. Betz hat mit dieser Überlegung schon vor 100 Jahren einen maximalen Wirkungsgrad von 59 % für Windmühlen bestimmt.
@ Elmar Oberdörffer
Das muss überhaupt nicht falsch sein, weil Sie garnicht wissen, woraus die 40% resultieren, von denen die Rede ist.
Außerdem ist nicht die Rede davon, dass 40% der kinetischen Energie der Luft umgewandelt werden – Sie aber schreiben dies.
Warum sollten, so wie Sie es schreiben, denn nur 40% – anstatt der auftreffenden 100% – an kinetischer Energie umgewandelt werden? Flüstert das der Wind der Windrädern so in Ohr? 😉
Es steht nur geschrieben, dass 40% in Energie, und 60% in Infraschall umgewandelt werden.
Möglicherweise ging man bei der Berechnung der 40% vom ganzen Flächenkreis der Rotorbewegung aus. Dies wäre nicht unlogisch, denn schließlich stellt dieser Flächenkreis ja einen großen Teil des optischen Störfaktors dar und daher wurde vielleicht die kinetische Energie, welche in dieser Fläche messbar wäre, zur Berechnung herangezogen.
Fazit: Ohne zu wissen, aus welchen Größen die Berechnung der 40% und 60% nun wirklich resultierte, ist es reichlich vermessen von Ihnen, ein „FALSCH“ zu schreiben.
Behauptung: Windkraftanlagen wandeln 40 Prozent in Energie und 60 Prozent in Infraschall um.
FALSCH!
Wenn eine WKA typischerweise 40% der kinetischen Energie der Luft, die bei nicht vorhanderen WKA durch ihre Rotorfläche strömen würde, in nutzbare Leistung umwandelt, dann bedeutet das nicht, daß die restlichen 60% in Infraschallenergie umgewandelt werden. Wenn die WKA bei Windgeschwindigkeiten unterhalb und bis zu ihrer Auslegungsgeschwindigkeit optimal betrieben wird, dann strömt nur die Hälfte der Luftmasse durch ihre Rotorfläche, die durch sie strömen würde, wenn sie nicht vorhanden wäre. Von der kinetischen Energie der tatsächlich durch sie strömenden Luftmasse wandelt sie also 80% in nutzbare Leistung um. 11% der durch sie strömenden kinetischen Energie verbleiben als kinetische Energie der von der WKA abgebremsten abströmenden Luftmasse, einige % stecken in der Verwirbelung der abströmenden Luftmasse, einige % werden zur Überwindung des Lutwiderstandes der Rotorblätter gebraucht. Der hörbare Lärm einer WKA entsteht einmal durch das Rauschen der Grenzschicht an den Rotorblättern, diese Art Lärm hört man auch, wenn ein Segelflugzeug in geringer Höhe über einen herfliegt, zum anderen durch die Verwirbelung der Luft am Mast und an der Gondel sowie durch die von den Spitzen der Rotorblätter ausgehenden Randwirbel. Die durch die Verwirbelung der Luft erzeugten Geräusche sind nicht nur hörbarer Schall, sondern auch Infraschall, beides in Form von Rauschen. Zusätzlich entsteht Infraschall mit einer bestimmten Grundfrequenz und den dazu gehörigen Harmonischen durch die periodische Passage der Rotorblätter vor dem Mast. Bei jeder Passage wird kurzzeitig die Strömung sowohl um das Rotorblatt als auch um den Mast gestört, was eine periodische Schwankung des Luftdrucks verursacht, also Infraschall. Bei einer WKA mit einer Nennleistung von 4000 kW schätze ich die abgestrahlte Schallleistung auf höchstens 10 kW, sonst müßte die WKA in meiner Nachbarschaft viel lauter sein, als ich sie höre.