Gefahren für Fledermäuse durch WEA

[box title=”” border_width=”3″ border_color=”#70ad00″ border_style=”solid” icon=”exclamation” icon_style=”border” icon_shape=”box” align=”justify” text_color=”#000000″]Sammlung wissenschaftlicher Untersuchungen und Veröffentlichungen beim Informationsdienst Wissenschaft – idw – Fledermäusen  und anderen gefährdeten Arten
Ein Link, den Sie sich archivieren und die Inhalte für Ihre Einwendungen nutzen sollten!
https://idw-online.de/en/simplesearch?words=Flederm%C3%A4use&_form_=InputForm&scope=press_release&scope=event[/box]

(c) www.windwahn.com

Die folgende Pressemitteilung stammt bereits vom 08.07.2016, aber die Situation für Fledermäuse und die Avifauna allgemein, sowie für andere Arten hat sich durch einige Auflagen zur Abschaltung von WEA in Flugzeiten nicht verbessert, zumal deren Einhaltung von niemandem kontrolliert wird.
Im Gegenteil: Durch den rasanten massenhaften Zubau von WEA verschärft sich die Situation mit jeder neuen Genehmigung.
Das Resultat erleben die Anwohner von WEA im ländlichen Raum hautnah. Die Vorkommen von Avifauna wie Fledermäuse, Insekten und Vögel nehmen seit zwei Jahrzehnten dramatisch ab.
Dies wird von offizieller Seite zwar grundsätzlich einzig der Landwirtschaft zugeschrieben, was bei genauem Hinsehen den typischen Schwarz-Weiss-Einteilungen durch Lobbyisten und Ideologen zuzuordnen ist in “schmutzige und saubere” Technologie und Wirtschaft.
Leicht belegbar durch die Erfahrungen aller, die in ländlichen Räumen diese Entwicklung zum Nachteil der Avifauna beobachten, in denen kaum Bodenbewirtschaft durch Grünlandumbruch und keine oder nur minimale Einträge in die Böden durch regelmäßiges Düngen und den Einsatz von Insektizden und Pestiziden stattfinden .
Leser in Regionen mit hohem Grünlandanteil, Mooren, Wäldern und in wenig bewirtschafteten bergigen Gegenden werden es bestätigen können:
Kaum werden Windkraftwerke installiert und in Betrieb genommen, gehen die Vorkommen der Avifauna, insbesondere der empfindlichen, schlaganfälligen und der Luftdruck sensiblen Arten drastig zurück und die Funde durch Vogelschlag oder Barotrauma verendeter Tiere nehmen zu. Die Vergrämung vieler Arten kommt hinzu.
Allerdings siedeln sich einige Arten nach einer gewissen Zeit auch wieder an, wenn WEA abgebaut wurden. Eine Erfahrung, die wir seit dem Rückbau der sechs WEA, die 18 Jahre direkt neben unserem Land in Betrieb waren seit 2013 machen können. Besonders auffällig war die rasche “Rückkehr” der Greife (Wiesen- und Rohrweihe, Rotmilan, Mäuse-, Rauhfuß- und Wespenbussard, und Merlin) ; Insekten, Limikolen, Großvögel und verschiedene Singvogelarten wie auch Fledermäuse haben sich für die Wiederansiedelung erheblich mehr Zeit gelassen, nehmen aber in den letzten drei Jahren erfreulicherweise wieder signifikant zu.
JR

P.S. Klimaschutz (!?) und Artenschutz lassen sich eben nicht miteinander verbinden, wie in der ansonsten wichtigen Pressemitteilung behauptet wird. WEA sind tödlich für die Avifauna und tragen auch durch nicht kontrollierte Abschalteinrichtungen nichts zum Erhalt unserer Arten bei. Von den Verlusten durch Vergrämung ganz zu schweigen.

Gefährlicher Flug in den Windpark

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Flughöhe der Fledermäuse im Verhältnis zur Dichte an Rotorblättern. (c) Abb.: C. Voig, IZW

Vor allem weibliche Fledermäuse scheinen im Frühsommer regelrecht von Windkraftanlagen angezogen zu werden. Das ist eines der Ergebnisse der Pilotstudie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Die Forscher hatten den nächtlichen Flug des einheimischen Großen Abendseglers via GPS-Tracking beobachtet. Einige Resultate verblüfften selbst die Experten.

Anlass der Studie ist der Konflikt zwischen der Energieproduktion aus Windkraft und dem Erhalt geschützter Fledermäuse, der sich mit der Energiewende in Deutschland durch die hohen Schlagopferzahlen von Fledermäusen an Windkraftanlagen und die stetig zunehmende Zahl der Anlagen seit einiger Zeit verschärft. Fledermausexperten schätzen, dass mehr als 250.000 der kleinen nachtaktiven Säugetiere pro Jahr an Windkraftanlagen sterben, sofern die Anlagen ohne Auflagen betrieben werden. Der Tod kommt entweder durch direkte Kollision der Fledermäuse an den Rotorblättern oder durch ein sogenanntes Barotrauma infolge starker Luftdruckänderungen in der Nähe der Rotorblätter zustande, durch das die inneren Organe der Tiere zerrissen werden. Siebzig Prozent der Schlagopfer in Deutschland sind migrierende Fledermausarten. Zu ihnen zählt auch der Große Abendsegler Nyctalus noctula, einer der größten einheimischen Fledermäuse.

Wie verhalten sich Fledermäuse in der Nähe von Windkraftanlagen? In welchen Lebensräumen jagen sie bevorzugt ihre Beute, die Insekten? Welche Distanzen legen sie dabei zurück? Und wie hoch fliegen sie eigentlich? Um diese Fragen zu klären, bestückten Forscher um Christian Voigt ausgewachsene Abendsegler mit miniaturisierten GPS-Loggern. Testgebiet war ein Waldstück in Brandenburg, welches von Agrarland und mehreren Windparks umgeben war.

Das Resultat: Die Weibchen scheinen im Frühsommer von den riesigen Anlagen regelrecht angezogen zu werden. Zwei der drei Weibchen kreuzten die Windparks sogar.
„Eine Erklärung dafür ist, dass die baumbewohnenden Tiere nach der Wochenstubenphase, in der sie ihre Jungen aufzogen, neue Quartiere suchen und die Anlagen fälschlicherweise für große, abgestorbene Bäume halten“, sagt Christian Voigt. „Amerikanische Kollegen vermuten das bereits seit längerem für nordamerikanische Arten.“ Die Männchen hingegen mieden den Windpark generell, pendelten stereotyp zwischen Jagdhabitat und ihrem Quartier hin und her. „Was daran liegt, dass sie in dieser Zeit bereits feste Quartiere etabliert haben.“

Überraschend groß ist der Luftraum, den die Fledermäuse für ihre Jagdausflüge nutzten. Vereinzelt stiegen sie bis in 250 Meter Höhe auf. Fünfundneunzig Prozent der Flüge lagen jedoch zwischen 0 und 144 Meter über dem Boden. Riskant, denn im Testgebiet drehen sich die Rotorblätter der meisten Windkraftanlagen in Höhen zwischen 67 und 133 Metern!

In der Regel verließen die Tiere ihre Quartiere etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang. Die Jagdflüge der Weibchen waren räumlich und zeitlich weit ausschweifender als die der Männchen: Während die weiblichen Abendsegler im Schnitt mehr als 1,5 Stunden unterwegs waren und bei ihrer Rückkehr fast 30 Kilometer abgeflogen hatten, begnügten sich ihre männlichen Artgenossen mit einer Stunde Flugzeit und einer Flugrunde von etwa 15 Kilometern.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass die männlichen Fledermäuse Bio-Nahrung bevorzugten. Sie jagten am liebsten über oder in der Nähe von Anbauflächen der ökologischen Landwirtschaft. Nur 21 Prozent ihrer Flüge fanden über herkömmlichen Agrarflächen statt. Die Weibchen waren etwas weniger wählerisch, dafür mieden sie Waldflächen. Beide Geschlechter jagten häufig an linearen Strukturen, wie zum Beispiel Hecken oder Alleen.

Die Ergebnisse liefern weitere Anhaltspunkte dafür, dass sich Klimaschutz und Naturschutz gut miteinander verbinden lassen. Geht es um Standorte für künftige Windparks, gilt es Grünlandbereiche, ökologischen Landbau und Plätze in der Nähe von Wasserflächen und Standorte in der Nähe linearer Landschaftselemente von der Liste zu streichen. Ob ein potentieller Standort in einem Fledermausjagdgebiet liegt, lässt sich im Vorfeld mit sogenannten Horchboxen feststellen. Das sind Fledermausdetektoren, die die Anwesenheit von Fledermäusen anhand von Echoortungsrufen automatisch erfassen. „Der Betreiber hat dies in der Regel zu prüfen – aber die daraus resultierenden Auflagen werden zu selten umgesetzt“, sagt Christian Voigt.

Um die Schlagopferzahl an bestehenden Anlagen zu minimieren, bedarf es nur kleiner Veränderungen beim Betrieb. Bei Temperaturen unter 10°C und Windgeschwindigkeiten über acht Meter pro Sekunde fliegen Fledermäuse meist gar nicht. Ab dieser Windgeschwindigkeit steigt jedoch erst die Nettoenergieproduktion von Windrädern. Der Verlust für die Betreiber wäre also minimal – er liegt unter einem Prozent – wenn sie die Anlagen unter diesen fledermausfreundlichen Bedingungen abschalten würden. Die Technik dafür ist bereits vorhanden.
(Anm. der Red: Hier liegt vermutlich ein Denkfehler vor. Wenn Fledermäuse aufgrund von niedrigen Temperaturen und hohen Windstärken nicht fliegen, muss man kaum abschalten. Das Abschalten bei wenig Wind und bei Temperaturen über 10°, also in unseren Breiten wesentlich häufiger vorliegenden Wetterbedingungen, ist dann ein Muss!)

Es wäre also ganz einfach, fast nebenbei auch noch etwas für den Naturschutz zu tun. Und warum wird es nicht öfter getan? „Ich vermute, weil die erneuerbare Energieproduktion aus Windkraft bereits einen grünen Stempel trägt, so dass die Betreiber meinen, damit schon ausreichend für die Umwelt getan zu haben. Aber das Ziel einer intelligenten Energiewende sollte sein, in allen Bereichen nachhaltig zu arbeiten; sowohl im Umweltschutz als auch im Naturschutz. Klimaschutz und Artenschutz lassen sich miteinander vereinbaren“, betont Voigt. „Und das geht ganz einfach, indem man Standorte mit hoher Fledermausaktivität meidet und entsprechende Abschaltzeiten im Betrieb von Anlagen berücksichtigt. Damit ließen sich die Schlagopferzahlen drastisch reduzieren.“

Fledermäuse stehen in Deutschland sowie der gesamten EU unter strengem Naturschutz. Die einzigen aktiv flugfähigen Säugetiere sind sehr nützlich, denn sie ernähren sich ausschließlich von Insekten. Neben lästigen Mücken vertilgen Fledermäuse massenweise knackige Käfer und Raupen, die sich an Mais, Getreide und andern Nutzpflanzen schadlos halten. „Sie vollbringen damit eine enorme Ökosystemdienstleistung, die Landwirte sehr schätzen sollten“, betont Voigt. Denn wenn Fledermäuse über den Äckern jagen, muss deutlich weniger Insektizid ausgebracht werden.

Fledermäuse, die getötet werden, fehlen in der Population schmerzlich, weil diese Säugetiergruppe sich nur langsam reproduziert. Durch die massiven Verluste an Windkraftanlagen dünnen nicht nur die lokalen Populationen aus. Vor allem migrierende Arten sind betroffen, die auf ihrem Zug zwischen den Lebensräumen für die Fortpflanzung im Sommer in Nordosteuropa und den Überwinterungsgebieten in Süd- und Westeuropa Deutschland als Transitland nutzen.

Publikation:
Roeleke M, Blohm T, Kramer-Schadt S, Yovel Y, Voigt CC (2016): Habitat use of bats in relation to wind turbines revealed by GPS tracking. Scientific Reports 6, 28961. doi:10.1038/srep28961.

Kontakt:

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
Germany

Christian Voigt
Tel.: +49-30-5168-517
voigt@izw-berlin.de

Steven Seet (Presse)
Tel.: +49 30 5168-125
seet@izw-berlin.de

Quelle: https://idw-online.de/de/news655932