mdr 02.03.2017
Das Vogtland soll zu einer der dichtesten Windparkregionen Deutschlands ausgebaut werden. Hier stoßen Sachsen, Bayern und Thüringen aufeinander.
Ein Dorf, das unter diesem Ausbau besonders leidet, ist der kleine Ort Straßenreuth. Das Dorf befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Dreiländereck. Die einst idyllische Lage direkt am ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen wird ihm nun zum Verhängnis: Es wird bald von drei Windparks umgeben sein. Einem bayrischen, einem sächsischen und einem thüringischen. Es gibt kaum offenen Widerstand. Die Atmosphäre in den umliegenden Gemeinden scheint vergiftet. Wer ist Nutznießer der Windparks, wer kassiert Pacht oder Wegegeld und wer muss die Lasten tragen?
Peter Stoppel, der Chorleiter im benachbarten Gebersreuth, versucht, seinen Chor zu retten und vermeidet jede „Wind-Diskussion“. Kommt es zum offenen Streit, kann er seinen Chor vergessen. Er verbietet sich jede Parteinahme. Anders Christin Leithold, Bäckersfrau aus Hohndorf, 25 km weiter nördlich. Sie engagiert sich in der örtlichen Bürgerinitiave und in der Bürgerplattform Pro Vogtlandschaft. Sie liebt ihr Vogtland und fühlt sich durch die zunehmenden Windparks bedroht und ihre Heimat zerstört.
Allen gemeinsam ist eine gewisse Melancholie. Als kämpften sie nicht nur gegen Windmühlen, sondern vor allem gegen die Trägheit der Masse. Es ist nicht allein die „veränderte Landschaft“, die den Leuten zu schaffen macht. Das Gefüge der Dorfgemeinschaften, das Gefühl von Heimat und gemeinsamer Verlässlichkeit, gerät ins Wanken, weil es ohne Zutun plötzlich Gewinner und Verlierer gibt. Es ist die Geschichte von Juli Zehs Roman „Unterleuten“, die sich im Vogtland jetzt tatsächlich abspielt.
Autor: Volker Insel
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